Teil 3
Die Irrtümer der Homöopathie
Simile, Dynamisierung, Miasmen und weiterer Unfug
4.Abschnitt: Do you believe in magic?
Wenn Sie, werte Leserin, geschätzter Leser, regelmäßig Zeit damit verbringen, diverse Bioformen zwecks besserer Verzehrbarkeit eine gewisse Zeit in heißem Wasser aufzubewahren, ist Ihnen vermutlich aufgefallen, dass sich der nachfolgende Genuss deutlich erhöht, wenn Sie zu diesem Wasser eine chemischen Substanz, nämlich das Natriumsalz der Chlorwasserstoffsäure, eher bekannt unter seinem Trivialnamen „Kochsalz“, hinzufügen – und zwar in einer ziemlich genau definierten Menge.
Ist zu wenig drin, gibt es gelangweilte Gesichter, und der Ruf nach einer Menage ist vorprogrammiert. War es dagegen zuviel, erfährt man auch das ziemlich schnell am Gesichtsausdruck der Mitesser, vor allem aber durch deren bissigen Bemerkungen: „Hey, Köchin/Koch! Wohl verliebt, was?“
Weiterhin werden Sie die Erfahrung gemacht haben, dass sich zuwenig Gewürz durch nichts anderes beheben lässt, als durch mehr Gewürz. Andere Verfahren nützen nichts; weder deftiges Fluchen, noch heftiges Rühren, und auch nicht rhythmisches Stossen des Topfs auf Lederkissen.
Wenn es denn aber zuviel des Guten war (und es ist früh genug aufgefallen), hilft eine Kulturtechnik, die wegen Ihrer fundamentalen Gültigkeit, gepaart mit der ihr eigenen technischer Simplizität, ihren wohlverdienten Platz im kollektiven Gedächtnis der Menschheit gefunden hat: Man verdünnt. Das Kochwasser beispielweise. Ein halber Liter frisch aus dem Hahn dazu, schon ist´s gut. Oder zumindest besser.
Die zugegeben simple, aber überzeugende Erkenntnis ist: Damit etwas passiert, muss etwas da sein. Und am besten auch noch im richtigen Verhältnis.
Wenn Sie, küchenbegeisterter Leser, einige Basilikum-Blättchen, ein paar Knoblauchzehen, Pinienkerne, ein Löffelchen Parmesan und ein bißchen Salz zu einer gehaltvollen Paste verarbeiten, und dann, im Überschwang, sagen wir mal 500 Liter feinstes Olivenöl dazugeben, dann können Sie da Ganze zwar Pesto nennen; nur glaubt´s Ihnen keiner. Auch dann nicht, wenn Sie auf die originelle Idee gekommen wären, Ihr Gemenge mehrere tausend Male auf ein Lederkissen zu stoßen. Es ist und bleibt ganz leicht verunreinigtes Olivenöl. Kein Pesto.
Warum erzähle ich Ihnen derartige Trivialitäten?
Nun, weltweit wird ein Umsatz etwa in der Größenordnung von 2 Milliarden Euro mit Produkten erzielt, bei denen, um das Beispiel „Pesto“ weiter zu nutzen, einige Basilikum-Blättchen, ein paar Knoblauchzehen, Pinienkerne, ein Löffelchen Parmesan und ein bißchen Salz, nicht mit armseligen 500 Litern Olivenöl vermengt werden, sondern mit ganzen Universen (rein rechnerisch selbstverständlich) davon. Trotzdem nennt man es Pesto. Oder Belladonna C30; was übrigens völlig egal ist, aber dazu später mehr.
Ich weiß nicht, was Sie davon halten, ich halte es für erstaunlich, oder besser, für irre.
Womit wir beim Thema angelangt wären: