Sprengfalle C 200 oder was ? Samuel to the front…

Ich weiß nicht, was mich mehr anwidert: Der Anspruch einer größenwahnsinnigen Angehörigen des norddeutschen Flachadels auf die angemessene Würdigung ihrer Bemühungen um die hierzulande weitaus populärste Variante postmodernen Schamanismus – der Verehrung der wirkstofffreien Kugel – , oder die Tatsache, dass die homöopathischen Missionare tatsächlich in einer Konkurrenz um auszeichnungswürdige ehrenamtliche Projekte zu finden sind.

Begründet jedenfalls wird die Einforderung der öffentlichen Respektsbezeugung – der Publikumspreis der Initiative „geben gibt“ (1) – mit diversen „humanitären“ Aktionen der homöopathischen Priesterschaft in den Krisengebieten dieser Welt.

Humanitäre Krisen – als Folge von Krieg oder Naturkatastrophen – zeichnen sich in der Regel dadurch aus, dass konkreter medizinischer Handlungsbedarf auf konkreten Ärzte-, Pfleger- und Medikamentenmangel trifft. Die Probleme sind bekannt: Infektionen wegen mangelhafter Hygiene, Folgen von Unterernährung, Verstümmelungen durch Schussverletzungen, Minen oder andere Ausgeburten menschlicher Niedertracht, schwere psychische Traumen als Folge von Gewalt und Tod.

Also alles andere als die Spielwiese der Banaltherapien für saturierte Wohlstandsbürger mit unerheblichen Befindlichkeitsstörungen, auf denen sich Homöopathen heute so tummeln, sondern genau solche Bereiche ärztlichen Handelns, in denen schon seit jeher die Unfähigkeit der Homöopathie am deutlichsten zu Tage trat.

Nun geht es bei „geben gibt“ um den Nutzen der Projekte für die Allgemeinheit. Stellen wir uns also die Frage nach dem medizinischen Nutzen (ggf. auch nach den möglichen Schäden) der Aktionen von Homöopathen ohne Grenzen (HoG): Zweifellos ist der Maßstab für den Nutzen alternativheilerischer Leistungen, die Leistungen der naturwissenschaftlichen Medizin, wie sie z.B. von Organisation wie „Ärzte ohne Grenzen“ erbracht werden. Wonach sonst sollte HoG auch bewertet werden ?

Und da wird es dann eindeutig: In ihrer fast 200 Jahre währenden Geschichte hat die Wissenschaftsmedizin in Sachen Prävention, Erkennung und Behandlungen von organischen Krankheiten oder chirurgische Wiederherstellung, ihre Entwicklung vollzogen, ohne dass ein alternativmedizisches Verfahren hieran Anteil gehabt, geschweige denn, wesentliche Spuren hinterlassen hätte. Am allerwenigsten die Homöopathie, die einen guten Teil ihrer Zeit damit zugebracht hat, die „Schulmedizin“ zu diskreditieren.

Das Ergebnis ist eindeutig: Wo konkrete und fallangemessene medizinische Maßnahme gefordert ist, haben die Homöopathen nichts, rein garnichts, was die Unverfrorenheit rechtfertigen würde, als „Heiler“ in einem handfesten Sinne aufzutreten.

Was, als homöopathische Arznei, möglicherweise Frau Oberstudienrätin Dr. Müller-Lüdenscheid hilft, ihre Wechseljahre menschenwürdig zu durchstehen, scheitert kläglich an den seelischen Verletzungen, die eine Massenvergewaltigung durch marodierende Söldnerstrupps hinterlässt. Was den verhätscheltem Nachwuchs deutscher Mittelständler vor brutal blauen Flecken nach dem Sturz vom Klavierhocker bewahrt, hat bei abgerissenen Unterschenkeln nach dem Tritt auf eine Landmine nicht die geringste Bedeutung.

Wenn solche Pseudo-Lichtgestalten wie Elisabeth von Wedel, von ihren „Erfolgen“ in diversen Krisengebieten dieser Welt berichten, dann sind diese letztlich nur die Folge der Orientierungs- und Hilflosigkeit von Menschen, die, verhaftet in der absoluten Ausnahmesituation existentieller Not, auch noch nach den dünnsten Strohhalmen greifen. In dem Satz von Umberto Ecco: “ Seit sie nicht mehr an Gott glauben, glauben sie an alles“ steckt deshalb – in einem erweiterten Sinne – eine traurige Wahrheit.

Wer in solchen Situation Hilfe suggeriert, aber im Grunde keine Hilfe bieten kann, mißbraucht also die Ärmsten der Armen. Die Leute von Esoblog (2) haben es deutlicht dargestellt: Die „Homöopathen ohne Grenzen“, die in konkreten Notsituationen nur mit den nebulösen Heilsversprechen ihrer Schamanen-Medizin dienen können, nutzen die Not der Menschen zur Bestätigung ihrer Ideologie. Ob das aber preiswürdiger Dienst am Nächsten ist ?

(1) http://www.geben-gibt.de/

(2) http://blog.esowatch.com/index.php?catid=1

Auch zum Thema:

http://www.scienceblogs.de/diaxs-rake/2009/10/deutscher-engagementpreis-fur-homoopathen-verhindern.php

http://blog.gwup.net/2009/10/21/engagementpreis-gwup-sozialhelden-homoeopathen/

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