Beauty is nothing without brains! Ein Schüßler-Update

Gut, Deutsche Homöopathie-Union, dass es eine Scheiß-Idee war, mit Promis Werbung für „wahrhaft ächte Arzneyen“ zu machen, hat Euch das Landgericht Karlsruhe unmissverständlich deutlich gemacht.  Was ich dabei am schönsten fand, war, dass das Gericht so gar kein Gefallen an der mit der Werbebotschaft implizierten Behauptung fand, dass es zu einem verantwortlichen Umgang mit der Gesundheit gehöre, Schüßler-Salze zu verwenden (1) .

Aber im Grunde ist es ja egal, ob Schüßler-Nonsens durch öffentlichkeitswirksames Blondinengeschwätz beworben wird, oder ob der überaus sympathisch in der TV-Werbung „rüberkommende“  Herr Pflüger, ein Mitbewerber  der DHU in Sachen Milchzucker mit Hausstaub, von einer besonderen Qualität seiner Lactose-Presslinge faselt, weil auf denen doch tatsächlich ein „P“ zu lesen ist.  

Konsumenten-Verarsche bleibt es so oder so, und der eigentliche Skandal ist doch, dass derartiger offensichtlicher Unsinn überhaupt in den Regalen unserer Apotheken zu finden ist, denn unter den Homöopathie-Derivaten gibt es derzeitig  – völlig zu Recht –  wohl kaum eine Variante der „alternativen Medizin“, die einen so grottenschlechten Ruf zumindest bei denen genießt, die über ein Mindestmaß an mathematisch-naturwissenschaftlichen Kenntnissen verfügen,  wie die Biochemie nach Schüßler.

Allenfalls Bachs Blütentherapie oder die neue Varianten der Homöopathie, PraNeoHom – Homöopathie nach Körbler, bei der nicht mehr Mittel verabreicht werden, sondern kryptische Bildchen auf Körperstellen gepinselt werden, sind in der Lage, noch mehr Hohngelächter zu erzeugen; was natürlich die jeweilige Glaubensgemeinschaft in ihren Überzeugungen noch sicherer macht.

Apropos „Überzeugungen + Alternativmedizin„: Neben den wohlbekannten Spielarten der Selbst- und Fremdtäuschungen, ist mittlerweile einer der wichtigsten Bestandteile der alternativheilerischen Überzeugungssysteme ausgerechnet die wissenschaftliche Gemeinde, diese gemeingefährliche Bande von „materialistischen Dogmatikern“. Wenn diese sich nämlich gegen ein Verfahren ausspricht, dann ist das eine Form der Adelung, die zumindest der Alternativfraktion versichert: Das Mittel hilft!

Und da man ja solche Überzeugungen nicht einfach ignorieren darf, weil Toleranz und Offenheit gegenüber jedem Unsinn fast schon Bürgerpflicht ist, schauen wir doch noch einmal, was die Schüßler-Therapie, zusätzlich zu dem, was ich hier auf dem Blog anno 2009  beschrieben habe (Klick), so zu bieten hat.

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Ein knappes Histörchen über eine abgekürzte Therapie

Also mit Biochemie, wie sie üblicherweise verstanden wird, hat dieses Heilverfahren nichts zu tun, mit Medizin ebenfalls nicht. Es ist eher Beleg dafür, dass auch mehr oder weniger durchgeknallte Irre, gewaltige Spaßvögel oder furchtbare Dilettanten durch die konsequent betriebene Umsetzung ihrer dümmsten Ideen zu einer gewissen Berühmtheit gelangen können.  

Wir können deshalb die Darstellung der Theorie auf einige wenige Sätze reduzieren, was sicher ganz im Sinne Schüßlers gewesen wäre…

Einem zwar ambitioniertem, dummerweise aber völlig unbegabtem Arzt des 19. Jahrhunderts (2) war nicht nur die damalige Medizin zu kompliziert, sondern auch ihr Gegenentwurf, die Homöopathie nach Hahnemann.
Um anstrengender diagnostischer und therapeutischer Tätigkeit zu entgehen, hat er dann ein Heilverfahren mit lediglich 12 Mineralstoffen (3) erfunden, deren angeblicher Mangel angeblich für alle Krankheitszustände verantwortlich war, und deren Zufuhr in kleinsten Dosierungen angeblich alle Krankheiten beseitigen konnte.

Die Auswahl des jeweils passenden Salzes erfolgt über die sogenannte Antlitzdiagnose (4), bei der angeblich untrügliche Zeichen im Gesicht auf den angeblichen Mangel hinweisen. Glaubt man Schüßler, lässt sich diese Diagnose nicht erlernen, sondern ergibt sich aus den „Erfahrungen“ des Therapeuten.

Um den angeblichen Mineralmangel zu beheben, soll das fehlende Salz in homöopathischer Verdünnung eingenommen werden. Die Atome des Salzes wandern angeblich in die kranken Zellen und locken dort angeblich durch ihre Bewegung weitere Minerale in die Zellen.

Ernstzunehmende Belege für die Schüßlerschen Thesen gibt´s nicht, was nicht wundert, denn die abenteuerlichen Behauptungen Schüßlers widersprachen dem medizinischen und chemischen Wissen schon zu dessen Lebzeiten – und das hat sich bis heute nicht geändert.

Und nachdem die menschenverachtenden Versuche so völlig daneben gingen, mit denen die Nazis – in ihrer wahnhaften Suche nach ideologieverträglichen Heilverfahren – auch Schüßlers Biochemie in Dachau validieren wollten, hat sich in den vergangenen fünfzig, sechzig Jahren kaum ein ernstzunehmender Wissenschaftler noch mit den Schüßler-Salzen beschäftigt – und wenn, dann mit negativen Ergebnissen.

Aber einen tragfähigen Wirksamkeitsnachweis für die „Biochemie a la Schüßler“ abzuliefern, war und ist im Grunde auch nicht nötig.

Denn der Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler mag zwar ein unbegabter Arzt gewesen sein, aber dafür war er ein begnadeter Vermarkter, der schon ziemlich frühzeitig dafür sorgte, dass Anhänger seine „Therapie“ über Laiengesellschaften, die „Biochemischen Vereine“, verbreiteten. Heute gleichen diese Vereine mit ihren doch überschaubaren Mitgliederzahlen  allerdings einem versprengten Trüppchen ewig Gestriger und werden in der Mehrzahl von Heilpraktikern geführt – wobei angenommen werden darf, dass die auf diesem Weg in erster Linie Kundenaquise betreiben.

Der wohl auch für die traditionelle Anhängerschaft ziemlich unerwartete Aufstieg der leicht schmuddeligen Milchzuckerpresslinge zum Liebling der Selbsttherapeuten und Kassenschlager in Apotheken ist dann auch weniger den Biochemischen Vereinen zu verdanken, als mehr der Sogwirkung der Homöopathie und deren Wiederbelebung in den letzten zwei Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts.

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Von der Biochemie zur Bioschelmie

Beschäftigt man sich intensiver mit der Schüßlerschen Gedankenwelt, stößt man zwangsläufig auf eine krude Mischung zwischen oberflächlichem und nach heutigem Wissensstand durchweg falschem physiologischen und chemischem Wissen und der ideologisch beschränkten Weltsicht eines gelernten Homöopathen.

Als Erklärung für die Unbefangenheit, mit der Schüßler seine „Theorie“ formulierte, mag gelten, dass sich im 19. Jahrhundert ein wesentlicher Paradigmenwechsel in den Naturwissenschaften und damit auch in der Medizin vollzog, und damit Raum für Spekulationen in enormem Maße vorhanden war.

Denn so gut wie alles, was bis dahin als gesichertes Wissen galt, wurde durch die neuen, auf wissenschaftlicher Methodik basieren Erkenntniswege „über den Haufen“ geworfen.

Wöhlers Oxalsäure- und Harnstoffsynthese (5) veranlasste, die Idee des Vitalismus (6) zunehmend kritisch zu betrachten.

Virchows Zellularpathologie (7, 8) löste die Humoralpathologie (Viersäftelehre) ab, und die mittelalterliche Alchemie verabschiedete sich endgültig, nachdem das Bohrsche Atommodell sich als deutlich nützlicher für die Erklärung chemischer Reaktionen zeigte, als die Vorstellung transzendenter Aspekte in der Materie.

Dass gerade aber Zeiten großer Umbrüche besonders unausgegorene, in sich widersprüchliche Theorien begünstigen, zeigt sich mit der Schüßlerschen Biochemie in aller Deutlichkeit.

Dankbar dürfen wir Schüßler jedoch sein, dass er seinen Schmonzes nicht mit höheren Energien verbrämt hat und weder Engel und Elfen noch Zaubersprüche am Geschehen beteiligt sind, sondern einfach nur falsche „Fakten“.

Und diese als „falsch“ zu identifizieren ist doch deutlich einfacher, als die Auseinandersetzung mit dem rosafarbenen Einhorn im Vorgarten, ohne das alternative Therapien meist nicht auskommen: Ein Blatt Papier, Schreibwerkzeug, ein Taschenrechner (nicht unbedingt) für einige Berechnungen, ein gutes Lehrbuch zur Biochemie, wie man sie üblicherweise versteht, sowie zwei weitere zur Histologie und Pathologie reichen völlig aus, um die Behauptungen Schüßlers angemessen zu zerlegen.

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– Substitution von Mineralstoffen durch Schüßler-Salze ?

Folgt man Schüßlers Krankheitslehre, trifft man in des Meisters Hypothesen zuerst auf die Überlegung, dass krankheitserzeugende Defizite an Mineralstoffen ausgeglichen werden müssen.

»Die Biochemie bezweckt die Correction der von der Norm abweichenden physiologischen Chemie. Wer dies Ziel (Anmerkung d. Verf.: die Deckung des Mineralstoffdefizits) und die Mittel und Wege, auf denen es erreicht wird, unbefangen sich veranschaulicht, wird zu der Erkenntniß kommen, daß die biochemischen Mittel, nach richtiger Wahl angewendet, zur Heilung aller durch innerliche Mittel heilbaren Krankheiten genügt.« (9)

Dieses Zitat reflektiert die Idee der Substitution von fehlenden (Mineral)Stoffen auf pharmazeutischem Weg, was grundsätzlich nachvollziehbar ist.

Allerdings ist es dabei erstaunlich, dass die Substitution ausgerechnet mit enorm verdünnten Arzneien erreicht werden soll, denn gerade im Hinblick auf die Dosierungen D6, und besonders  D12, ist eine Substitution von Mineralstoffen bei einem tatsächlichen Mineralienmangel mit Schüßler-Salzen kaum möglich, weil die übliche Dosierung D6 bedeutet, dass 1 Gramm Wirkstoff in 1 Tonne Milchzucker zu finden ist, was einem Wirkstoffgehalt von 0,00000025 Gramm je Tablette entspricht.

Nehmen wir als Beispiel Calciumphosphat, das Schüßler-Salz Nr.2:

Bedingt durch übliche Stoffwechselvorgänge beträgt der täglich zu substituierende Bedarf von Calcium rund 1000 mg.
Wollte man diese Menge mit Hilfe von Schüßler-Salzen – sagen wir zur Hälfte – ergänzen, müsste man täglich 2.000.000 Tabletten zu je 250 mg Milchzucker zu sich nehmen. Man muss also,  um 500 mg. Calcium zuzuführen, locker ein halbe Tonne Milchzucker schlucken, falls ich mich nicht verrechnet habe.

Bei der anderen genannten Potenz, der D12 ist es noch ein wenig grotesker, denn bei D12 ist 1 Gramm Wirkstoff in 1 Million Tonnen (!) Milchzucker zu finden, was einem Wirkstoffgehalt von 0,00000000000025 Gramm je Tablette entspricht.

Als Beispiel sei hier die Nr. 8 „Natrium chloridicum (aka „Kochsalz“) genannt:

Im Hinblick auf die notwendige tägliche Zufuhr von etwa 4 Gramm, verlangt eine fünfzigprozentige Substitution die Einnahme von 8.000.000.000.000 Tabletten. Sollte ich mich jetzt um die eine oder andere Null verrechnet haben – es tut nichts zur Sache.

Angesichts solcher Zahlen drängt sich fast zwangsläufig die Frage auf, ob der Versuch der Substitution nicht möglicherweise ein ziemlich teures Unterfangen ist.

Diese Frage soll mit dem Schüßler-Salz Nr. 7  Magnesium phosphoricum beantwortet werden:
Magnesium zur  Nahrungsergänzung erhält man mittlerweile in jedem Drogerie- oder Supermarkt für wenig Geld. Vergleicht man die Dosierungen, muss man 2 handelsübliche Drogerie-Brausetabletten mit Magnesiumcarbonat (Kaufpreis etwa 5 Cent je Brausetablette) vom Magnesium-Gehalt her durch 1 kg von den Schüßler D3-Tabletten ersetzen, durch 1 Tonne Schüßler-Salze bei D6, oder durch 1 Million Tonnen Schüßler-Salz bei D12.

In Euronen ausgedrückt bedeutet das: die Magnesium-Menge, die einem in zwei Tabletten aus der Drogerie, für 10 Cent quasi nachgeschmissen wird, bekommen Sie über die Schüßler-Salze für etwa 60 – 80 Euro in der Potenz D3, 60.000 – 80.000 Euro in D6 oder – in der günstigen Großpackung – für  60 – 80 Milliarden Euro als D12 (10).

Nun werfen Schüßler-Salz-Anwendern und deren Dealer, angesprochen auf das lausige Preis-Leistungsverhältnis, oftmals das Argument in die Runde, dass derartige Berechnungen ohnehin nicht statthaft wären: denn erstens sei besonders die D 12 wertvoll, da diese Potenz Verdünnung  in etwa der Konzentration der Mineralstoffe in der Zelle entsprechen würde, was sich angeblich positiv auf die Übernahme des jeweiligen Stoffes in die Zelle auswirken würde, und zweitens würde über die Verreibung der Salze eine besonders gute Bioverfügbarkeit gewährleistet.

Bevor wir uns mit diesen „Argumenten“ weiter beschäftigen, sei nur kurz angesprochen, dass der Hinweis auf die Tatsache, dass in einer Tablette in etwa die gleiche Mineralstoffkonzentration zu finden sei, wie sie in einer Zelle vorliegt, nicht doch die Frage aufwirft, ob jetzt das Defizit einer einzigen Zelle mit jeweils einer einzelnen Tablette ausgeglichen werden muss?

Aber vielleicht habe ich da etwas falsch verstanden…

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– Verreibung der Salze?

Macht es tatsächlich einen Unterschied aus, ob man beispielweise körniges oder fein pulverisiertes Kochsalz in Tonnen von Milchzucker verteilt?

Möglicherweise hinsichtlich der Chance, überhaupt ein paar Moleküle Natriumchlorid in den Bergen von Milchzucker zu ergattern. Ganz sicher nicht mit Blick auf die Wirkung des Kochsalzes. Dem ist es nämlich völlig egal, ob es pulverisiert oder körnig war, bevor es in wässriger Lösung, sprich im Speichel dissoziiert. Und letztlich bleibt ganz wenig Kochsalz auch in pulverisierter Form ganz wenig Kochsalz.

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– Gute Bioverfügbarkeit?

Gute Bioverfügbarkeit bei Mineralstoffen bedeutet, dass diese als gut resorbierbarer Komplex oder eben in ionisierter Form vorliegen. Das allerdings wird mit der Verreibung eher nicht erreicht, aber halten wir die Hypothese trotzdem für richtig.
Mineralwasser (wie auch normales Leitungswasser) dagegen enthält gelöste Mineralien als Kationen oder Anionen und gewährleistet damit eine schnelle Resorption, weshalb ein Vergleich mit Schüßler-Salzen zwar nicht angebracht ist, aber das kritische Auge soll mal kurz geschlossen werden, weil der nachfolgende Vergleich zu schön ist.

Angestellt wurde dieser von der Apothekerin Susana Niedan-Feichtinger von der österreichischen Firma Adler Pharma, einer Herstellerin von Schüßler-Salzen.
Nun wollte Frau Niedan-Feichtinger aber mit ihrer Berechnung nicht nachweisen, dass möglicherweise Mineralwasser eine bessere Alternative für die Mineralstoffzufuhr darstellt, ihre Berechnungen haben eine gänzlich andere Intention (11): Sie wollte nämlich verdeutlichen, dass die Einnahme von Schüßler-Salzen gesundheitlich unbedenklich ist, was wohl kaum jemand anzweifelt – sieht man einmal von möglichen Diarrhoen aufgrund exzessiver Milchzuckerzufuhr ab.

Dass Frau Niedan-Feichtinger jedoch, ganz sicher unbeabsichtigt, mit ihrem Rechenbeispiel ein weiteres überzeugendes Beispiel dafür geliefert hat, wie unsinnig die Einnahme von Beschüßlerchen ist, dafür sei ihr ausdrücklich gedankt.

„Alle Mineralwasser-Konsumenten nehmen pro Tag mehr Mineralstoffe auf, als es über Schüßler Salze überhaupt möglich wäre: Wenn in einer Mineralwasserflasche 115 mg/l Kalzium (beispielsweise Vöslauer mild) angegeben sind, dann müsste man, wenn man die in Calcium phosphoricum D6 enthaltenen reinen Kalziumionen auf das im Mineralwasser enthaltene Kalzium umrechnet, 388 kg an Schüßler Salz Nr. 2 in D6 (1.552.000 Tabletten!) täglich einnehmen, um auf die gleiche Menge wie in 1 Liter Mineralwasser zu kommen.

Bei einem Gehalt von 39,4 mg Magnesium pro Liter Mineralwasser (beispielsweise Vöslauer mild) fällt der Vergleich auch interessant aus: Berechnet auf die Menge Mg im Mg HPO4 geht es hier um 772.550 Tabletten oder 193 kg Mineralstofftabletten Nr. 7 nach Dr. Schüßler in der D6. (12)

Wer jetzt doch auf den Gedanken gekommen ist, dass man mittels Mineralwasser mit deutlich geringerem Aufwand… Stop, darum ging es nicht. Belassen wir es dabei, bevor noch jemand auf die Idee kommt, den Preis für Mineralwasser mit dem von Schüßler-Salzen zu vergleichen…

 

– Hektisches Treiben an der Zellwand

Dem Substitutionsgedanken gegenüber steht eine gänzlich andere Überlegung des großen Meisters: durch die sehr geringe Dosierungen der Mineralien in den Schüßler-Tabletten (die angeblich etwa der Konzentration der Mineralstoffen in den Zellen entspricht) soll der Zelle gleichsam der Anstoß gegeben werden, in ihren funktionell idealen Mineralstoffhaushalt zurückzukehren.

»Die pathogen veränderten Zellen, d. h. die Zellen, welche ein Defizit an einem ihrer Mineralien erlitten haben, bedürfen einer Deckung mittels eines homogenen Mineralstoffs. […]

Zu diesem Zwecke verabreicht man die betr. Mineralstoffe in Molekularform.
Die Moleküle treten durch das Epithelium der Mund- und Schlundhöhle in das Blut und diffundieren nach allen Richtungen. Diejenigen Moleküle, welche in den Krankheitsherd gelangen, vollziehen daselbst eine lebhafte Molekularbewegung, in welche gleichartige Stoffe aus der Nachbarschaft treten. Diese Stoffe gelangen in die pathogen veränderten Zellen, und somit kommt eine Heilung zustande.« (9)

Spätestens hier graust es den wahren Biochemiker und den Physiologen; und nicht nur deshalb, weil Schüßler die Brownsche Molekularbewegung  (Klick) offenbar nicht so richtig verstanden hat, und eher von einer Art atomarem Lock-Tänzchen auszugehen scheint.

Das ist ihm nachzusehen, weil er, wie ihm die Oldenburger Prüfer bei seiner nicht bestandenen Zulassungprüfung  zum Arztberuf attestierten, „von den Hülfswissenschaften Chemie und Botanik nur dürftige Kenntnisse hatte“.  Unter solchen Bedingungen greifen Examinanten schon einmal zu phantasievollen Erklärungen.  

Das scheint nicht nur für die „Hülfwissenschaften„, sondern auch für Hauptfach Medizin zu gelten, denn Schüßler hatte genauso wenig Ahnung von der Physiologie der unterschiedlichen Epithele des Verdauungstraktes, wie auch von den Mechanismen der Nährstoffresorption.

Um diese Feststellungen zu belegen, ist ein kleiner Ausflug in die Stoffwechselphysiologie bzw. in die Anatomie/Histologie des Verdauungstraktes nötig.

Beschäftigen wir uns zuerst mit der Behauptung Schüßlers,  dass durch das Epithel der Mundhöhle Mineralsalze in den Blutkreislauf gelangen können.

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– Epithel der Mundhöhle

Epithelgewebe, also die Gewebe, welche u.a. die Körperoberfläche zur Außenwelt abgrenzen,  sind  – gemäß ihrer Funktionen – äußerst unterschiedlich strukturiert.  Epithelien, die in erster Linie Schutzfunktionen haben, d.h. den Organismus vor dem Eindringen oder Austreten von Stoffen oder darunterliegende Strukturen vor mechanischen Belastungen schützen sollen, gehören zu den verhornten oder unverhornten mehrschichtigen Plattenepithelen.

Mehrschichtige Plattenepithele (Klick) sind von großer Bedeutung und finden sich gemäß ihrer Aufgaben überall dort, wo u.a. die mechanische Belastung der Haut groß ist, wie beispielweise durch die Speisenaufnahme und -zerkleinerung in der Mundhöhle.

Zytoskelett und Zellkontakte sind auf diese Belastung abgestimmt. In Regionen, die ständig befeuchtet sind, bleibt das mehrschichtige Plattenepithel unverhornt, wo es der Luft ausgesetzt ist, verhornt es.

Zu finden ist das mehrschichtige unverhorntes Plattenepithel – wie schon erwähnt –  in der Mundhöhle, der Speiseröhre und im Analkanal, also zu Anfang und Ende des Verdauungstraktes, wo eben keine Resorption stattfindet, jedoch Strukturen gegen mechanische Belastungen geschützt werden müssen.

Zum Vergleich: Weitere Orte, an denen man mehrschichtige unverhorntes Plattenepithele finden kann,  sind die Vagina, die männliche Harnröhre oder die Horn- und Bindehaut des Auges.

Die oben verlinkte Abbildung verdeutlicht, nachvollziehbar durch die Schichtung der Epithelzellen, dass der Stoffdurchgang eindeutig nicht zu den Aufgaben dieses Gewebetyps zählt. In diesem Zusammenhang sei der Betrachter besonders darauf hingewiesen, dass die oberen Zellschichten keinen Kontakt mehr zu Blutgefäßen haben, somit auch der von Schüßler behauptete Durchgang in die Blutgefäße für die meisten Stoffe äußerst unwahrscheinlich ist.

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– Darmepithel

Im Gegensatz dazu sind Epithelien, die der Resorption, der Sekretion oder der Erzeugung von Oberflächenbewegungen dienen, einschichtig aufgebaut.

Da die genannten Funktionen in der Regel einen höheren Energieaufwand bedeuten, sind die Epithelzellen größer, um Mitochondrien (Energieliefernde Zellorganellen) Platz zu bieten.

Der äußeren Gestalt entsprechend unterscheidet man kubische (isoprismatische) und zylindrische (hochprismatische) Epithele. Hochprismatische einschichtige Epithelien (Klick)  sind die typischen Zellen des Magen-Darm-Traktes.

Fassen wir kurz zusammen:  Spätestens bei der Ansicht der unterschiedlichen Epithele (Klick) wird deutlich, dass die Behauptung Schüßlers ganz offensichtlich den biologischen Aufgaben der Gewebe wiedersprechen. Mehrschichtige Plattenepithele, die u.a. in der Mundhöhle auskleiden haben Schutzfunktionen (klick) und dienen nicht der Nährstoffresorption. Die Nährstoffresorption – auch die der Mineralstoffe – erfolgt über den Darm, der zu diesem Zweck mit anderem, einschichtigem Epithel ausgekleidet ist.

Schüßlers Behauptungen hinsichtlich der Resorption von Mineralstoffen in der Mundhöhle und Rachenraum ist also schlicht falsch.

Apropos „falsch“:  Wir sollten doch noch einmal kurz auf Schüßlers Behauptung zu sprechen kommen, dass seine Salze durch das Epithel „hindurchtreten“, auf diesem Wege in die Blutbahn gelangen und dann dem Lockruf in die Zellen folgen.

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– Molekulare Individualreisen

Alle Lebensprozesse und spezifischen Zellfunktionen bedürfen der Anwesenheit bzw. der Abwesenheit bestimmter Stoffe. Zellen sind darauf angewiesen, selektiv Stoffe und Teilchen auszutauschen, d.h. benötigte Materialien aus dem interstitiellen Raum in die Zelle einzuschleusen bzw. nicht mehr benötigtes Material zu entsorgen.
Die Abgrenzung der Zelle zur Umgebung ist eine biologische Notwendigkeit.

Deswegen müssen Mechanismen, z. B. Ionenkanäle und sogenannte Carrier, vorhanden sein, die es Molekülen äußerst selektiv erlauben, die Membran zu passieren, denn die aus Phospholipiden bestehende Doppelschicht der Zellmembran ist nur für Gase und sehr kleine, meist unpolare Moleküle durchlässig.

Für Moleküle wie Ionen (Teilchen mit Ladungen), sowie die meisten biologisch wirksamen Substanzen ist sie ohne Hilfe eine unüberwindbare Barriere, da solche Moleküle polar und somit hydrophil sind.

Nun liegen Mineralstoffe im wässrigen Milieu aber in Ionenform vor, d. h. als positiv (Na +, K+, Ca2+, Mg2+) oder als negativ (Cl-, HCO3-, F-) geladene Teilchen, was den Schluss zulässt, dass der von Schüßler behauptete Übergang der Mineralstoffe in die Zelle, in der Form, wie der Meister es sich vorstellte, definitiv nicht funktioniert.

Auch ist die Resorption von Mineralstoffen aus dem Verdauungstrakt kein einheitlicher Vorgang, sondern erfolgt ebenfalls unter Nutzung verschiedener Transportmechanismen.

Eisen beispielweise wird durch aktiven Transport aufgenommen, Calcium kann, in Abhängigkeit vom Angebot, sowohl aktiv als auch passiv resorbiert werden, gleiches gilt für Natrium. Phosphor wird aktiv transportiert, Magnesium je nach Art der Verbindung über den Wasserstrom, durch Carrier oder Transportproteine.

Diese Transportmechanismen sind allesamt im Darm vorhanden, nicht aber in der Mundschleimhaut, so dass die Resorption über die Mundschleimhaut, die ohnehin nur für eine eng begrenzte Anzahl von Stoffen möglich ist, keineswegs als generelle Möglichkeit für die Stoffaufnahme existiert.
Wäre die Resorption über die Mundschleimhaut so universell möglich, wie Schüßler es annahm, so spräche sehr viel dafür, diesen Weg auch für konventionelle Medikamente umfänglich zu nützen, was jedoch nur mit einer sehr geringen Zahl von Medikamenten gelingt, beispielweise mit Glycerolnitrat (Nitroglycerin).

Und schließlich: die Behauptung, dass Mineralsalze dann, wenn sie sich in erkrankten Zellen befinden, durch „heftige Molekularbewegung“ andere Moleküle des gleichen Stoffes anregen würden, damit diese ebenfalls in die Zelle gelangen, entbehrt jeder Grundlage, sie ist schlicht falsch. Wie schon oben erwähnt, vollziehen sich Stofftransporte auf zellulärer Ebene auf verschiedene Weise.


Heilung aller durch innerliche Mittel heilbaren Krankheiten ?

An dieser Stelle erfasst nun auch den modernen Pathologen das Grauen.

Wir wissen heute, dass Schüßler Idee, alle Krankheiten seien auf einen zellulären Mineralstoffmangel zurück zu führen, wenigstens so absurd ist, wie die Vorstellung, dass Mineralstoffe zur „Heilung aller durch innerliche Mittel heilbaren Krankheiten“ genügen.

Ebenfalls wissen wir, welche pathogenen Folgen echter Mineralstoffmangel hat, genauso aber auch, dass dieser nur selten vorliegt, meistens als akute Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung, beispielsweise einer Enteritis.

Das wusste auch der Gesetzgeber, als Schüßler-Salze als »Homöopathische Arzneimittel ohne therapeutische Indikation« klassifiziert wurden.

Erstaunlicherweise fühlt sich aber kaum jemand durch diesen Hinweis veranlasst, die zahlreichen Indikationen, für die Schüßler-Salze als Therapeutikum propagiert werden, zu hinterfragen. Da scheißt – um es mal akademisch auszudrücken – die gesamte Branche auf gesetzliche Regeln. 
Vor allem im Internet existieren unzählige Websites, die ausführlich über die „Krankheiten“ informieren, gegen die Schüßler-Salze angeblich wirksam sind.

Eine besonders penetrante Seite (die ich hier absichtlich nicht verlinke) liefert hunderte von Indikationen, von denen ich, als abschreckendes Beispiel, die für Nr. 12 „Calcium sulfuricum“ geltenden hier mal hin kopiert habe.

Wenn Sie, geschätzter Leser, also an einer der nachfolgenden Krankheiten leiden

Abduktionskontraktur, Abhängigkeit, Abszesse, Adduktionskontraktur, Adipositas, Akne, Altersflecken, Angina, Aphten, Badeotitis, Bedrückung, Benignes Prostatasyndrom, Beugekontraktur, Blasenentzündung, Blockierung, Blutgerinnung, Blutvergiftung, Brennen beim Wasserlassen, Bronchitis, Brustentzündung, Brüchige Fingernägel, Brüchige Haare, Cholesteatom, Chronische Bronchitis, Darmausgangs-Fisteln, Eierstocksabszess, Eifersucht, Ekzeme, Empfindsamkeit, Entscheidungsschwäche, Erwachsen werden, Feinsinnigkeit, Fette Haut, Fettsucht, Fisteln, Flexionskontraktur, Furunkel, Fußgelenks-Schmerzen, Gedächtnisschwäche, Gelenkkontraktur, Gelenkrheumatismus, Gelenkversteifung, Gicht, Giftstoffe-Abbau, Glanzlose Haare, Glomerulonephritis, Grind, Grosszehen-Schiefstand, Haar-Spliss, Hallux valgus, Harnbrennen, Herdbedingter Rheumatismus, Kater, Katzenjammer, Kieferhöhlen-Vereiterung, Kiefernhöhlenentzündung, Klarheit, Knorpel-Aufbau, Kontraktur, Kopfekzem, Kopfgrind, Kreativität, Krisenstimmung, Labilität, Laufnase, Lustlosigkeit, Lymphknoteneiterung, Lymphknotenentzündung, Magengeschwür, Mandelabszess, Mandelentzündung, Mandelvereiterung, Milchschorf, Milchstau, Mittelohr-Vereiterung, Mittelohrentzündung, Mumps, Muskelkontraktur, Muskelrheuma, Nasenlaufen, Nebenhöhlenentzündung, Nein-Sagen können, Nierenentzündung, Offene Eiterungen, Offenheit, Ohren-Ekzem, Ohrknorpelentzündung, Ohrmuschelekzem, Ohrmuschelentzündung, Opferhaltung, Osteomyelitis, Otitis externa, Parotitis, Parotitis epidemica, Passivität, Perichondritis, Perlgeschwulst, Pickel, Prostataabszess, Prostataadenom, Prostatabeschwerden, Prostatahyperplasie, Prostatahypertrophie, Pseudo-Krupp, Pusteln, Sanftmut, Schlaflosigkeit, Schnupfen, Schulter-Rheuma, Selbsteinschätzung, Selbsterkenntnis, Selbstversorgung, Selbstvertrauen, Sensibilität, Sinnsuche, Sorgen, Spastische Kontraktur, Speicheldrüsenentzündung, Spitzfuss, Stirnhöhlenentzündung, Stockschnupfen, Streckkontraktur, Stumpfe Haare, Ständiger Harndrang, Surferohr, Taucherohr, Übergewicht, Unentschlossenheit, Unfruchtbarkeit, Unglücklichsein, Unsicherheit, Verantwortung ,Vitalisierung,Volkmann-Kontraktur, Wachstumsverzögerung, Wertschätzung, Willensschwäche, Willensstärke, Wundsein, Zahn-Herde, Zahnungs-Verzögerung, Zahnwurzel-Abszess, Ziegenpeter, Zwanghaftigkeit, Zwänge, Zwölffingerdarmgeschwür oder Zystitis

und Sie wollen sich dagegen Beschüßlern, haben aber gerade keine Nr. 12 im Haus,     dann  – Keine Panik! – macht das nichts. Lecken Sie einfach kurz an der Beethoven-Büste auf Ihrem Klavier.

Sollte es auch daran mangeln, schauen Sie mal im Werkzeugkasten nach.
Dort finden Sie die Nr. 12 als Arznei für Löcher in den Wänden.
Allerdings unter ihrem bürgerlichen Namen Gips. Also, einmal kurz in die Tüte gepustet und dann tief einatmen…

In diesem Sinne, viel Erfolg beim „Heilen“ !

Halt, fast hätte ich etwas vergessen!  Bevor man mir mangelnde Fairness bei der Berichterstattung unterstellt:

Argumente für die Bioschelmie á la Schüßler

1. Aufgrund ihrer Wirkungslosigkeit existiert nur ein geringes Risiko für den Anwender bei der direkten Anwendung.

2. Sie erspart der Solidargemeinschaft der gesetzlich Krankenversicherten die Finanzierung mancher unnötiger Arztbesuche, da sie befindlichkeitsgestörten Hypochondern Eigenbehandlern das Gefühl vermittelt, nun endlich selbst ihr medizinisches Schicksal in den Händen zu halten.

3. Sie erfreut den Apotheker und die alternative Pharmaindustrie.

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Jetzt ist tatsächlich Schluß, aber bevor ich es vergesse: Könnte mir mal jemand erklären, wieso man bei den Bioschelmen der Auffassung ist, die Nr. 11, Silizium, sei ein Salz?

 

Endnoten:

(1) Kurzer Hinweis für ambitionierte Verschwörungstheoretiker:  Auch das OLG Hamm hat in Sachen Schüßler-Salze vor kurzem geurteilt: „Die in der Deutschen Hebammenzeitschrift in Bezug auf zwei homöopathische Arzneimittel veröffentlichte Werbeaussage „Schüßler-Salze … Sanfte Begleiter in der Schwangerschaft“ ist irreführend, weil sie auch aus Sicht der angesprochenen fachkundigen Hebammen ein falsches Wirkungsversprechen im Sinne von § 3 Nr. 1 Heilmittelwerbegesetz enthält.

(2) Zur Person und zum beruflichen Werdegang Wilhelm Heinrich Schüßlers (Klick)

(3) Mittlerweile haben Schüßlers Nachfolger zu den ehemalig 12 Mitteln
noch ein paar weitere hinzugefügt, für die allerdings das Gesagte ebenfalls gilt.

(4) Auf die Spitze getrieben hat den Quatsch mit der Antlitzdiagnose,  auch Sonnenschau genannt, der alternative Arzt Dr. Hickethier (1891 – 1958 ).  Was für Schüßler-Therapeuten eine segensreiche Weiterentwicklung war, weil sich seit Hickethier ein angeblich fundiertes diagnostisches System anbietet, ist aus wissenschaftlicher Sicht völliger Nonsens.                                                                                  Was sonst noch von Interesse ist: „Dr.“ Hickethier war eigentlich Polizeisekretär und hatte nie ein Medizinstudium absolviert.  Sein Doktorgrad Doctor of Naturopathy wurde vom Pittsburgh College of Naturopathy/USA verliehen.                  Wofür?  Na, wofür wohl?  Als Anerkennung der Forschung über die Antlitzanalyse.

(5) Friedrich Wöhler (1800 -1882) dtsch. Chemiker, Pionier der organischen Chemie, schuf mit seinen Arbeiten die Voraussetzung für die Abkehr von der Vorstellung, dass zur Erzeugung von Stoffen, die nur aus/in lebenden Organismen bekannt waren, eine transzendente Lebenskraft notwendig ist.      

(6) Vitalismus (lat.: vita „Leben“) ist jene Lehre, die als Grundlage alles Lebendigen eine Lebenskraft (vis vitalis) als eigenständiges Prinzip annimmt, um das Besondere des Lebens zu betonen. Es wird ein Wesensunterschied zwischen Organischem und Anorganischem behauptet. Der Vitalismus lehnt die Rückführung auf bloße chemische und physikalische Grundprinzipien ab und stellt sich somit in Gegensatz zum Mechanismus beziehungsweise Materialismus.

(7) Rudolf Virchow (1821 -1902) Arzt, Archäologe und Politiker, Begründer der modernen Pathologie, erklärte als Erster den Zusammenhang zwischen Krankheit und Störungen auf zellulärer Ebene. Man kann davon ausgehen, dass Schüßler von Virchows Zellularpathologie wesentlich beeinflusst wurde, diese dann aber sehr eigenwillig interpretierte.

(8) Zellularpathologie:  Die Z. ist die Lehre, nach der Krankheiten auf Störungen der Körperzellen bzw. ihrer Funktionen basieren. Sie wurde in den 1850er Jahren von Friedrich Günzburg (1820-1859) und vor allem von Robert Remak (1815-1865) entwickelt. Rudolf Virchow entwickelte deren Forschungserkenntnisse weiter, vermied aber die Nennung und Würdigung ihrer Vorarbeiten in seiner Publikation. Als Krankheitskonzept ersetzte sie die vorher (seit der Antike) gültige Humoralpathologie und ist damit für eine umfassende Umwälzung in der Vorstellung von Krankheitsentstehung und Krankheit im Allgemeinen verantwortlich. Zusammen mit der Mikrobiologie bildet sie ein Fundament der wissenschaftlich begründeten Medizin.

Gerade die Bedeutung der humanpathogenen Mikroorganismen wurde allerdings von Virchow kritisch gesehen, da dieser hier einen Widerspruch zur Zellularpathologie sah. Diese Ansicht gilt heute als größter wissenschaftlicher Irrtum Virchows.

(9) Die verwendeten Schüßler-Zitate stammen aus: Schüßler, W. H., Eine abgekürzte Therapie. Anleitung zur biochemischen Behandlung der Krankheiten. Oldenburg und Leipzig 1898.

(10) Die Berechnungen stammen von Hema aus dem Öko-Test Forum. Vielen Dank für die Mühe.

(11, 12) http://www3.apoverlag.at/pdf/files/OAZ/OAZ-2010/OAZ-2010-24.pdf

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